Einer der Mitglieder des Fördervereins, der das Museum betreut, ist Herr Jürgen Rehm, ehemaliger Konstrukteur im Barkas Werk. Herr Rehm erzählte mir über den Prototyp: "Ende der 60-er Jahre war klar, das die Modernisierung des Barkas, insbesondere der Umstieg vom Zweitakt zum 4-Taktmotor eine Voraussetzung war, um weiterhin international exportfähig zu bleiben. Als Motor kam nur ein Aggregat aus sozialistischer Produktion in Frage. Ein erster Versuch, in den bestehenden B1000 einen Dacia Motor aus Rumänien einzubauen, machte schnell klar, das der Kostenaufwand höher war, als gleich ein völlig neues Fahrzeug zu konzepieren. Der Prototyp B1100 entstand. Er war auf 1300 kg Nutzlast ausgelegt und sollte eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h erreichen. Berechnungen ergaben, das hierzu eine Mindestleistung von 75 PS notwendig war. Eisenach war zu dieser Zeit dabei, einen neuen 4-Takt Motor zu entwickeln, hielt sich aber mit Informationen hierzu so bedeckt, das die Konstrukteure des Barkas nicht mehr als ein paar Zeichnungen zu den Außenabmessungen des Motors erhielten. Wie sollte man so den Prototyp weiterentwickeln, er musste ja nun einmal auf die Straße?
Der einzige geeignete Motor, der zum damaligen Zeitpunkt mit einer entsprechenden Leistung zur Verfügung stand, war der 1500 ccm Leichtmetall-Motor des nagelneuen Moskwitsch 412 (Bezeichnung: UZAM 412). Allerdings konnte man diesen Moskwitsch-Typ bisher noch gar nicht in der DDR kaufen. (er sollte erst zwei Jahre später importiert werden). An zwei Exemplare des benötigten Motors kam man dann aber doch (wahrscheinlich über die Firma Heidenau, die ihn importierte). Insgesamt wurden drei Prototypen gebaut, zwei von ihnen wurden mit einem Moskwitsch Motor ausgerüstet, einer bekam einen Wartburg Motor. Alles sah gut aus, bereits 30.000 km hatte man mit den Fahrzeugen zurückgelegt. Aber 1972 war dann plötzlich doch Schluss mit dem Projekt bei Barkas und auch das Motorenprojekt in Eisenach wurde beendet. Ökonomische Gründe zwangen dazu. Die Prototypen sollten vernichtet werden, wurden aber von Mitarbeitern versteckt und so kamen sie nach der Wende wieder ans Tageslicht." Im Fahrzeugmuseum sind derzeit zwei der drei Prototypen ausgestellt.Hier sieht man das Chassis des ersten Prototyp von 1970:
Das es sich wirklich um den frühen 412-er Motor handelt kann man gut erkennen: Lichtmaschine und Thermostatgehäuse sind hier noch in einer Bauform, wie sie bei den ersten Moskwitsch 412, die ab 1972 in die DDR kamen, schon nicht mehr so gestaltet waren. Es ist gut möglich, das es sich hier wirklich um den ältesten UZAM 412 Motor in Deutschland handelt :-)
Das Ölfiltergehäuse ist hier noch mit Kühlrippen versehen:
Der eingebaute Motor im B1100 DK (Doppelkabine):
Vielen Dank an Herrn Jürgen Rehm vom Förderverein Fahrzeug - Museum Frankenberg für die Informationen und Fotos!
Zum Abschluss kommt hier noch ein Filmausschnitt, der netterweise vom Film-Team MiDWey (www.midwey.de) aus Gera zur Verfügung gestellt wurde. Das Team produzierte im Auftrag der UAP Video GmbH Leipzig den Film über den Kleintransporter B-1000 im Rahmen der Reihe "Fahrzeuge des Ostens“. Jürgen Rehm, Leiter des Fahrzeugmuseums Frankenberg und ehemaliger Konstrukteur, schildert die Zusammenhänge zum 412-er Motor.
Vielen Dank an Familie Wermke für das schöne Filmmaterial!
Auch wenn es nicht gelang, dem Barkas über seine Entwicklungszeit ein moderneres Gesicht zu geben: seinen Nutzen bewies er noch lange (hier als Werkstattwagen eines Schlossermeisters, der auch noch Jahre nach der Wende keinen anderen Transporter haben wollte):