Der Motor


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Das Herz des Moskwitsch 412 ist ein moderner Leichtmetallmotor mit der Bezeichnung UZAM 412. Erste Prototypen erschienen 1964, die Serienproduktion begann 1967. Bei der 15000 km(!) - Rallye London Sydney 1968 nahmen vier Moskwitsch 412 mit diesem Motor teil. Es waren die einzigen Teilnehmer aus sozialistischer Produktion und sie waren nahezu unbekannte Exoten. Die Rallye war mörderisch und etwa die Hälfte aller gestarteten internationalen Fahrzeuge blieben unterwegs liegen. Aber alle vier Moskwitsch 412 kamen zur Überraschung der internationalen Presse am Ziel an. Man kann davon ausgehen, das die Motor-Getriebe Kombination von dieser Zeit als ausgereift gelten kann.

Der Motor hat einen Hubraum von 1500 ccm, leistet 75 PS (80 PS nach SAE) und der Wagen erreicht mit ihm eine Höchstgeschwindigkeit von mindestens 140 km/h laut Werk, die meisten Fahrzeuge schaffen sogar knapp 150 km/h.

Der neue Motor brachte folgende für die damalige Zeit sehr fortschrittliche Eigenschaften mit sich:

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Über die Literleistung (PS/Hubraumliter) lässt sich der Motor sehr schön mit anderen damals üblichen Motorisierungen vergleichen. Der Moskwitsch 412 lag 1967 im Vergleich mit anderen Fahrzeugen seiner Klasse ziemlich weit vorn:

Fahrzeug aus 1967 Hubraum (ccm) PS Hubraumleistung

(PS/l)

BMW 1600-2

1600

85

53

Fiat 1500

1500

75

50

Moskwitsch 412

1500

75

50

Opel Olympia 1700

1700

75

44

Ford Taunus 1700

1700

75

44

Audi 75

1700

75

44

Renault R16

1500

55

37

VW 1600

1600

54

34

Derzeit liegt die durchschnittliche Hubraumleistung für Benzin-Fahrzeuge dieser Klasse übrigens um die 80 PS/Liter.

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Es ranken sich einige Mythen um den Moskwitsch Motor. Und wie immer steckt ein bischen Wahrheit darin:

"Der Moskwitsch hat einen Opel Motor."

Stimmt teilweise für die Modelle ab Moskwitsch 400 über 402,403,407,408 bis hin zum 2138. Der zuletzt 1400 ccm große OHV Motor ging konstruktiv aus dem Motor des Opel Kadett hervor, der 1945 die Basis für den Moskwitsch 400 lieferte. Mit dem Moskwitsch 412 hat er nichts zu tun.

"Der Moskwitsch hat einen BMW Motor."

Stimmt teilweise für den Moskwitsch 412 und 2140, da der in der Mitte der 60-er Jahre entworfene neue OHC Motor des Moskwitsch 412 sich in vielen Dingen an dem von BMW Anfang der 60-er Jahre entwickelten M10 Motor für die "Neue Klasse" orientierte, der damals viele modernen Konstruktionsmerkmale des Automobilmotorenbaus in sich vereinte. Ein wesentlicher Unterschied bestand im Motorblock, der beim M10 noch aus Grauguss, beim 412-er schon aus Aluminium mit wechselbaren Zylinderlaufbuchsen bestand. Der UZAM 412 wurde ein kraftvolles und unverwüstliches Aggregat und noch Ende der 80-er Jahre in Neufahrzeuge des Typs Moskwitsch 2141 eingebaut.

Mit seinem Vorbild, dem M10, wurden bei BMW ganze Klassen ausgestattet. Beginnend mit 1500 ccm als M115 in der "Neuen Klasse" über sämmtliche 02-er Modelle mit Hubraum bis 2 Liter. Noch bis in die 80-er Jahre gehörten M10-Motoren zur Ausrüstung der 3-er (E30, E21) und 5-er Reihen (E12, E28, z.B. als 1800ccm Aggregat im BMW 518i von 1987). Freilich mittlerweile mit vergrößertem Hubraum und elektronischer Benzineinspritzung versehen.