Der Moskwitsch 412 bei internationalen Langstreckenrallyes der 60-er und 70-er Jahre


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Eigentlich verwundert es nicht, das sich ein Auto, das zunächst einmal für ein Land wie die Sowjetunion konstruiert wurde, auch gut für Langstreckenfahrten eignen muss. Der Moskwitsch war schon immer eine Kombination aus extrem robustem Fahrwerk, stabiler Karosserie und einfachem, solidem Aufbau mit hervorragender Wartungsfreundlichkeit gewesen. Beim Typ 412 kam der leistungsstarke und drehfreudige Aluminium Motor mit obenliegender Nockenwelle hinzu, der sich als unverwüstlich herausstellte. Der Moskwitsch 412 erwies sich damit als wie geschaffen für die harten, Kontinente übergreifenden Rallyes seiner Zeit, die Strecken bis 25.000 km umfassten. Zum Vergleich: die spätere Rallye Paris-Dakar hat eine Länge von etwa 10.000 km.

Liest man die damalige internationale Motorpresse, bekommt man einen Eindruck davon, wie überraschend die Leistungen der Russen mit ihren Fahrzeugen, die man noch gar nicht so richtig kannte, gewesen sein muß. Sie waren auf der Bühne der internationalen Groß-Rallyes plötzlich "aus dem Nichts aufgetaucht", fuhren "diszipliniert und beständig wie ein Uhrwerk" und erwiesen sich, wenn es nicht gerade um einen Sieg ging, sogar als überraschend gute Sportkameraden. Mit ihren immer präsenten Service-Fahrzeugen (das waren in der Regel Moskwitsch 427) schleppten sie auch oft gegnerische Teilnehmer bis zur nächsten Werkstatt.


London Sydney Marathon - 15.000 km

Bei dieser Rallye, die 1968 über drei Kontinente von London bis nach Sydney führte, konnte sich der neue 412-er zum ersten mal in der Weltöffentlichkeit bewähren. Äußerlich waren es Fahrzeuge der ersten Generation, man sieht es an der "alten" 408-er Karosserie. Innen arbeitete der neue 1500-er Leichtmetallmotor. Gestartet waren 100 Fahrzeuge und immerhin gut die Hälfte aller Fahrzeuge kamen noch in Sydney an, darunter zur großen Überraschung der Presse alle vier (!) der gestarteten Moskwitsch. Sieger wurden Cowan Andrew und Coyle Brian auf Hillman Hunter. Bereits nach diesem Erfolg stiegen die Exportzahlen deutlich an.


World Cup Rallye - 25.000 km

1970 führte diese, meines Wissens längsten Rallye der Welt, von London nach Mexico. Von über 100 gestarteten Fahrzeugen kamen bei diesem mörderischen Rennen nach mehr als einem Monat nur noch ganze 23 Fahrzeuge in Mexico Stadt an. Drei dieser Fahrzeuge waren Moskwitsch 412. Den Sieg errangen Hannu Mikkola und Gunnar Palm auf Ford Escort 1850GT.


24 h Rennen von Spa Francorchamps

Beim 24 h Rennen von Spa 1971 waren unter den 18 Teilnehmern, die das Rennen unbeschadet überstanden, zwei Moskwitsch 412. Das Rennen ging über 3342 km. Dabei wurde weder Öl noch Wasser nachgefüllt und auch nichts am Wagen repariert. Gestartet waren 62 Fahrzeuge darunter zahlreiche Alfa Romeo, BMW und Ford. Gewonnen wurde dieses Rennen von Dieter Glemser und Alex Soler-Roig auf Ford Capri RS 2600.


Rallye Tour d'Europe

Diese Rallye war mit jährlich wechselnden Strecken bis etwa 15000 km die längste und härteste Rallye Europas. Sie wurde vom ADAC ausgerichtet und führte nicht nur durch Europa sondern auch zeitweise durch Vorderasien. Hier gelang AZLK mit dem Moskwitsch-Team 1971 der Sieg in der Manschaftswertung und Stasis Brundsa (Stasys Brundza) mit seinem Moskwitsch 412 noch im Jahr 1974 der Gesamtsieg. Er setzte sich dabei in einem internationalen Rennen durch, das in diesen Jahren sonst mit Fahrzeugen wie dem Opel Ascona oder dem Porsche Carrera gewonnen wurde.


Mit keinem anderen Fahrzeug aus sozialistischer Produktion gelangen davor oder danach derartige internationale Rallye-Erfolge. Sie kamen mit dem Typ 412 zu einer Zeit, in der der Moskwitsch auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung war und sie verschwanden mit ihm, weil es 1975 nicht gelang, einen innovativen Nachfolger in Serie zu bringen. Im Rallyesport setzte man nicht ohne Erfolge auf den neuen Lada, konnte mit ihm im internationalen Vergleich aber nie mehr an die Erfolge anknüpfen, die man mit dem Moskwitsch 412 bei den großen Welt-Rallyes erzielt hatte.


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